Valerian – Die Stadt der tausend Planeten
Drehbuch & Regie: Luc Besson
Vorlage: Valerian & Laureline (dt. Valerian & Veronique), Comic-Serie von Jean-Claude Mezieres und Pierre Christin
mit: Dan DeHaan (Valerian), Cara Delevingne (Laureline), Clive Owen (Arün Filitt), Rihanna (Bubble) u.a.
Spielfilmlänge: 137 Minuten, FSK 12
Produktion: EuropaCorp, Fundamantal Films u.a., 2017
Score: 4,0 / 5,0
Genre: Science Fiction
Vergleichbare Filme
Avatar (5,0 / 5,0)
Jupiter Ascending (3,5 / 5,0)
John Carter – Zwischen zwei Welten (3,5 / 5,0)
Der französische Regisseur Luc Besson (Leon – der Profi, Das fünfte Element, Lucy) geht aufs Ganze: Mit etwas mehr als €200 Millionen stellt sein neuer Film, Valerian – die Stadt der tausend Planeten die bislang teuerste europäische Filmproduktion dar. Die Verfilmung der klassischen franko-belgischen Comicserie Valerian & Laureline (dt. Valerian & Veronique) war für Besson, der mit dieser Comic-Vorlage sozusagen aufwuchs, nach eigener Aussage eine langjährige Herzensangelegenheit.
Herausgekommen ist ein buntes, exotisches und visuell meines Wissens bisher unerreichtes Kinoerlebnis, dem man seine Schwächen hinsichtlich Drehbuch und so weiter verzeihen kann.
Positiv
- Ideenvielfalt beim Entwurf des Valerian-Universums
- Grandiose Inszenierung mit Blick aufs Detail
- Herausragende visuelle Effekte und Computeranimation mit großer Perfektion
- Kurzweiliges Kinoerlebnis: Gutes Tempo / Pacing
Negativ
- Grenze zwischen Realismus und künstlicher Animation wird an einigen Stellen überschritten
- Drehbuchschwächen: Flache Charaktere und Dialoge
Die Geschichte ist im Grunde schnell erzählt: Im 28. Jahrhundert leben auf der gigantisch großen Raumstation Alpha zahllose Menschen und Außerirdische aus allen Teilen der Galaxis. Obwohl alle Spezies in eigens für sie gebauten und auf die jeweiligen Bedürfnisse konstruierten Habitaten leben – also z.B. Wasserwelten, Gaswelten usw. – haben alle ihre wissenschaftlichen Kenntnisse miteinander geteilt.
Ein friedliches Zusammenleben also, und alles wäre prima, wenn sich nicht in jüngster Vergangenheit in einem unzugänglichen Gebiet der Raumstation eine sich schnell ausbreitende radioaktiv verseuchte Zone ausbreiten würde. Offensichtlich wurde diese Zone von Feinden oder Terroristen hervorgerufen
Enter Valerian und Laureline. Die beiden Agenten einer intergalaktischen, FBI-ähnlichen Polizeibehörde werden von Galaxity, dem Hauptsitz der Regierung des Terranischen Galaktischen Imperiums nach Alpha geschickt, um die Bedrohung zu identifizieren und auszuschalten…
Was hat mir gut gefallen?
Ideenreichtum und Umsetzung
Valerian und die Stadt der tausend Planeten ist vor allem deshalb ein so außergewöhnliches Kinoerlebnis, weil Luc Besson und sein Team hier ein Universum erschaffen haben, in dem eine exotisch – phantastische, stellenweise auch witzige bis skurrile Idee auf die andere folgt.
Es gibt verschiedene Realitätsebenen – also ein Multiversum, in dem man sich mittels einer speziellen Brille mehr oder wenige gleichzeitig in zwei oder mehr Realitäten bewegen kann.
Oder: Die unzähligen Arten von außerirdischen Lebensformen, die mit verschwenderischer (und fast den Zuschauer erschlagender) Beiläufigkeit präsentiert werden.
Oder: Die schiere Größe dieser mehr oder weniger frei im All schwebenden Raumstation mit ihren tausend oder mehr Habitaten – verbunden durch ein unübersichtliches Gewirr an Passagen, Weltraumstraßen, Transmittern oder was auch immer.
Alle diese Konzepte und Ideen vermitteln dabei den Eindruck, bis ins Detail durchdacht zu sein.
Grandiose Inszenierung und unglaubliche visuelle Effekte / Computeranimationen
Die Inszenierung erinnert grundsätzlich an Luc Besson’s Das fünfte Element, wobei der Regisseur die zwischenzeitlich verbesserten Möglichkeiten der Computeranimation bis zur Perfektion (und manchmal darüber hinaus) ausreizt. Das Ergebnis ist visuell wirklich eindrucksvoll (mit Virtual Reality- und Flugsimulator-Feeling) und am besten auf einer möglichst großen Leinwand in 3D zu genießen.
Gutes Tempo / Pacing
Auf die Schwächen des Drehbuchs komme ich unten noch zu sprechen. Dennoch: Bei einer Laufzeit von 137 Minuten kam bei mir an keiner stelle Langeweile auf. Das Erzähltempo und Pacing stimmen.
Was hat mir nicht so gut gefallen?
Animation wirkt an einigen Stellen künstlich
Eine längere Szene zu Beginn des Films spielt auf einem Planeten namens Mürl. Eine paradiesische Welt, wo die Bewohner (das Volk der Pearls) in völligem Einklang mit der Natur leben. Die Ozeane sind azurblau, die Strände weiß und die Gebäude blass-rosa: Für mich wurde Animation und Colorierung in dieser Sequenz zu weit getrieben und dies lässt die Szenen dort etwas künstlich erscheinen.
Auch an zwei oder drei anderen Stellen des Films wird für mich die Grenze zwischen Realismus und Animation überschritten.
Drehbuchschwächen
Die Story ist OK, aber keineswegs herausragend. Ich vermisste insbesondere eine innere, den Zuschauer emotional mitreißende Dramatik. Die Handlung plätschert zwar gefällig dahin. Aber sie plätschert eben.
Grundsätzlich sympathische politische Botschaften (friedliches Zusammenleben mit Toleranz & Respekt gegenüber allen Formen des Lebens, das Miteinander-Teilen von Informationen und Ressourcen etc.) werden angesprochen, ergeben sich aber nicht zwingend aus der Handlung.
Flache Charaktere und Dialoge: Valerian (Dan DeHaan) ist ein eher draufgängerischer Ladykiller, während Laureline (Cara Delevingne) als nordisch-kühle Blonde daherkommt. Als Protagonisten bleiben sie zweidimensional, die Dialoge sind uninspiriert, und die sich durch den ganzen Film ziehende Lovestory funkt nicht wirklich.
Und die Darsteller (daneben noch zu nennen: Clive Owen und Rihanna) werden schauspielerisch nicht gefordert und bleiben unter ihren Möglichkeiten.
Fazit
Ich merke selbst beim Schreiben dieses Reviews, wie leicht es mir fällt, die Kritikpunkte insbesondere am Drehbuch herauszustellen.
Aber: Mein erster Eindruck beim Verlassen des Kinosaals war der, dass ich berauscht war von der visuellen Präsentation, von den farbig-exotischen Welten und den teilweise skurrilen Außerirdischen, die Luc Besson da kreiert hat. Wow, dachte ich.
Und dieses Erlebnis ist eben auch etwas, das KINO für mich ausmacht. Also: Vergesst für den Moment die Drehbuchschwächen, die flachen Charaktere / Dialoge und genießt das Spektakel…