Castlevania: Gelungene Netflix Vampir-Animationsserie – Macht Lust auf mehr. Ein Quick’n Dirty Review (German)

Castlevania

Regie: Sam Deats

Story: Warren Ellis, basierend auf der Computerspielserie Castlevania von Konami 

Produktion: Federator Studios, Powerhouse Animation Studios (u.a.)

Episoden: 4 x 25 Minuten

Netflix 2017

 

Score: 3,5 / 5,0 

Castlevania ist eine düstere Vampir-Animationsserie (4x ca. 25 Min) die in einem fiktiven Land namens Wallachia (fiktiv für Transsylvanien) während des Mittelalters spielt.

Der gefürchtete (Vampir-) Fürst Vlad Dracula Tepes hat sich in eine menschliche Frau verliebt und sie geheiratet. Und das, ohne sie etwa in einen Vampir oder so zu verwandeln. Als diese dann von der katholischen Kirche als Hexe verleumdet und auf dem Scheiterhaufen verbrannt wird, sinnt Dracula auf Rache. Er überzieht das ganze Land mit Heerscharen von blutrünstigen Fledermaus – Monstern, die die Städte zerstören und Menschen vernichten wollen.

Wenn nicht…

Na, wenn nicht Trevor Belmont, der letzte Nachfahre des Belmont Clans sich dem entgegen stellen würde.

Gut, der will eigentlich nur kurz ein Bier in einem Pub der Hauptstadt Gresit trinken, als er von der Geschichte hört. Aber er ist schließlich einer derer von Belmont, eines Adelsgeschlechts, dass sich schon seit langer Zeit als Vampir-Jäger betätigt hat. Bis die Familie von der Kirche als Ketzer geächtet und verfolgt wurde.

Gemeinsam mit der jungen Magierin Syblia Belmades versucht er, den Widerstand gegen die angreifenden Horden zu organisieren. Gerüchteweise soll es in der geheimen Krypta der Kathedrale der Hauptstadt Gresit (sozusagen im Tiefschlaf) eine magische Lichtgestalt geben. Und nur mit deren Beschwörung und Unterstützung könnte noch Aussicht bestehen, gegen die Vampirbrut erfolgreich bestehen zu können.

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Kein geringerer als der englische Star Comic-Autor Warren Ellis (bekannt für The Authority, Planetary, Transmetrolpolitan etc) hat die Serie auf Basis einer japanischen Video-Spiel Reihe gleichen Namens entwickelt, geschrieben und (mit-) produziert.

Als Seherlebnis kommt Castlevania eher als ein zusammenhängender (Zeichentrick-) Animationsfilm mit ca. 100 Minuten Spiellänge herüber denn als Serie. Im Grunde könnte es so was sein wie der Auftakt zu einer Dark Fantasy Trilogie. Eine zweite Staffel mit acht weiteren Folgen wurde von Netflix bereits in Auftrag gegeben.

Zugegeben: Ich bin weder Fan von noch Experte für Animationsserien. Und ich muss sagen, mir hat Castlevania doch erstaunlich gut gefallen (daher mein Score von 3,5 / 5,0).

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Also, was genau hat mir gut gefallen?

 

Düstere Story, atmosphärisch dicht erzählt und gutes Pacing

Mehr Dark Fantasy als Horror, hat die Story ein flottes (vielleicht sogar zu flottes) Pacing. Ein ausgesprochen kurzweiliges Seherlebnis. Auch der Hintergrund der Geschichte ist stimmig: Dunkles Mittelalter mir Ausbeutung, Hexenverfolgung und  – sagen wir mal – sportlich-rohen Sitten und Gebräuchen…

 

Akzentuierte Charaktere

Dracula, Belmont und der (mit Namen bisher nicht näher spezifizierte) Bischof von Gresit sind klar abgegrenzte Charaktere, deren Motive für ihre Aktionen nachvollziehbar sind.

Interessanterweise ist weniger Dracula als insbesondere der Bischof als Bösewicht herausgearbeitet. Seine Gier nach Macht, die religiöse Verblendung und die Verhetzung der Bevölkerung stellen letztlich das eigentlich Böse dar.

Insbesondere am Anfang hätte man natürlich die Motivation Draculas zur Rache – den schmerzhaften Verlust seiner Frau und die Frustration über die Niederträchtigkeit menschlichen Verhaltens während der Zeit der Hexenverfolgung – stärker herausstellen können.

 

Gute Animation: Eher Zeichentrick als Computergraphik

Dunkle Farben, vor allem Schwarz und Blutrot dominieren die Serie und verleihen ein stimmiges Dark Fantasy Feeling. Gelegentlich bewegen sich die Figuren im Vordergrund vor einem eher statischen, stand-bildhaften Hintergrund, vermutlich aus Kostengründen. Das fällt zwar auf, tut der Stimmung aber keinen Abbruch.

 

Was hat mir weniger gut gefallen?

 

Trotz interessanter Ansätze bleibt die Story eher konventionell

Warren Ellis, der Autor dieser Serie ist bekannt für seine ausgesprochen innovativen Geschichten, wo es ihm immer gelingt auch eingefahrenen Genrekonventionen neue Aspekte zu verleihen.

Gut, die Rolle der Kirche während der Hexenverfolgung wird angesprochen & kritisiert. Auch die Darstellung Draculas weicht ein wenig ab von der traditionellen Vampir – Horrorerzählung. Sein Durst nach Rache und der Haß auf die Menschen sind durch den Verlust der geliebten Frau ansatzweise nachvollziehbar.

Dennoch bleibt Castlevania überwiegend konventionell (und hat mich streckenweise an den Film Dracula Untold erinnert). Hier besteht für die zweite Staffel jedenfalls noch Raum für Verbesserung.

 

Fazit

Gerade mal vier Episoden mit je ca. 25 Minuten machen die Serie Castlevania bisher zu einem ziemlich kurzen Vergnügen. Von daher fällt es ein bisschen schwer, an dieser Stelle schon ein abschließendes Urteil auszusprechen.

Dennoch: Als Nicht-Fan von Animationsserien hat mir Castlevania mit ein oder zwei Einschränkungen doch überraschend gut gefallen. Die Serie macht Appetit auf mehr und ich freue mich durchaus auf die Fortsetzung, die von Netflix auch bereits in Auftrag gegeben wurde.

Season 2 soll acht Folgen haben und wird 2018 bei Netflix ausgestrahlt werden.

 

 

(Hamburg, Juli 2017)

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