Slasher – Erstaunlich gute Horror-Miniserie bei Netflix. Ein Quick’n Dirty Review (German)

Slasher (Kanada, 2016+)

Showrunner: Aaron Martin

Regie: Craig David Wallace

Format: TV Miniserie mit acht Folgen je ca. 45 Min.

Genre: Horror

Schauspieler: Katie McGrawth (Sarah Bennett), Brandon Jay McLaren (Dylan Bennett), Patrick Garrow  (Tom Winston), Steve Byers (Cam Henry) u.a.

Produktion: Super Channel, Chiller Films, Shaftesbury Films

Deutsche Erstaustrahlung: 13th Street; jetzt bei Netflix im Streaming Angebot

 

Mein Score: 3,5 / 5,0

 

 

Slasher – Das ist zunächst einmal ein Subgenre des Horrorfilms aus den 1970ern und 1980ern, bei dem gerne mal ein Schlitzer (oft ohne große übernatürliche Attribute) in der Regel Teenager am Halloweenabend oder während eines Urlaubstrips in gottverlassener Gegend abmurkst. Es ist ein eher spezielles Genre, in der Regel FSK 18, für ein verhältnismäßig kleines Publikum. Beispiele sind etwa „Im Blutrausch des Satans“ von Mario Bava (1971) oder natürlich „The Texas Chainsaw Massacre“ von Tobe Hooper (1974). In meiner Erfahrung sind viele – aber längst nicht alle – dieser Filme von billiger Machart und niederer Qualität.

Slasher – Das ist nun aber auch der Name einer kanadischen Horror Anthologieserie, wobei jede Staffel eine abgeschlossene Geschichte erzählen wird. Seit kurzem ist die erste Staffel aus dem Jahr 2016 bei Netflix in Deutschland abrufbar. Und ich muss sagen, sie hat mir erstaunlich gut gefallen.

Zur Handlung: In einer Art Prolog bringt in der fiktiven Kleinstadt Waterbury im Jahr 1988 ein als Henker verkleideter Schlitzer ganz klassischerweise am Halloweenabend ein Ehepaar in ihrem Haus um. Bei der hochschwangeren Ehefrau schlitzt er das ungeborene Baby aus dem Bauch, so dass dieses die Tat überlebt. Praktischerweise wartet der Mörder auf das Eintreffen der Polizei.

Fasst dreißig Jahre später kehrt die inzwischen erwachsene Sarah Bennett (gespielt von Katie McGraw) mit ihrem Ehemann Dylan (Brandon Jay McLaren), einem Journalisten, nach Waterbury zurück. Sie ziehen ausgerechnet in das Haus ihrer ermordeten Eltern. Und damit natürlich an den Tatort der seinerzeitigen Mordes.

Wenn Sarah jedoch geglaubt hat, dass die Vergangenheit begraben wäre und sie über die ganze Sache schon hinweg sei, irrt sie sich gewaltig: Kaum sind sie eingezogen, beginnt ein als Henker verkleideter Killer eine Mordserie, die in der Art und Methode dem Slasher Mord vor Jahrzehnten sehr ähnelt.

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Da die Polizei nur halbherzig ermittelt, stellt Sarah eigene Nachforschungen an, wobei sie insbesondere den lebenslang einsitzenden Mörder ihrer Eltern im Hochsicherheitstrakt des nahe gelegenen Gefängnisses besucht. Dieser verspricht ihr – wie weiland Hannibal Lecter – aus dem Gefängnis heraus mit Hinweisen bei der Aufklärung zu helfen.

Sehr bald befindet sich Sarah in einem Albtraum, bei dem offenbar ihre eigene Vergangenheit, aber vor allem auch die düsteren Geheimnisse nahezu aller Bewohner der Kleinstadt eine wichtige Rolle spielen. Fast jeder hat in seiner Vergangenheit irgendwelche Sünden begraben, von Mord und Totschlag über Erpressung und Betrug bis hin zum Ehebruch – kurz gesagt, die sieben Todsünden des Alten Testaments sind komplett vertreten. Und die Strafe des Mörders, so scheint es, erfolgt auf alttestamentarische Art und Weise.

Es gibt einen interessanten Kontrast zwischen der idyllischen Kleinstadt an der Oberfläche und den moralischen Abgründen der handelnden Personen.

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Und es wird in bester Slasher Art gemordet ca. 1-2 Morde je Folge. Da gibt’s nicht viel Federlesen, dafür um so mehr Blut. Slasher ist bei Netflix mit FSK 18 versehen – also nichts für alle, die so was nicht mögen.

Inhaltlich bietet Slasher zwar wenig neues; dennoch, mir hat die Serie erstaunlich gut gefallen: Sie ist ein ausgesprochen kurzweiliges und kompetent hergestelltes Horrorvergnügen. Was hat mir im einzelnen gefallen?

(+) Drehbuch / Story (von Serienschöpfer Aaron Martin): Temporeich, mit kurzen aber prägnanten Charakterzeichnungen. Es tauchen verhältnismäßig viele Nebenfiguren auf, deren düstere Geheimnisse durch Flashbacks beleuchtet werden. Keine tiefgründigen Charakterstudien – aber nachvollziehbare Skizzen, was ihre jeweiligen Motivationen betrifft.

(+) Gute schauspielerische Leistungen (gemessen daran, was man für eine gute Serie dieses Genres erwarten darf). Insbesondere die Irin Katie McGrawth in der Hauptrolle als Sarah Bennet ragt positiv aus einem insgesamt guten Cast hervor.

(+) Versierte dramaturgische Aufbereitung und Inszenierung. Obwohl das Produktionsbudget sicherlich überschaubar gewesen sein dürfte, ist das Ergebnis (unter der Regie von Craig David Wallace) visuell hochwertig – kein Trash.

 

Und was hat mir nicht so gut gefallen?
(-) Die recht wichtige Rolle des Zufalls als dramaturgisches Mittel: Der Killer scheint immer zu wissen, wo sich sein nächstes Opfer gerade befindet, um es so einrichten zu können, dass er im richtigen Moment an der richtigen Stelle ist.

(-) Da es keine übernatürlichen Element gibt, könnte man theoretisch das ganze auch als eine Serienmörder – Geschichte betrachten. Sollte man aber nicht, denn unter, sagen wir mal, kriminalistisch – analytischer Betrachtungsweise wäre das eher unbefriedigend. Forensik, Motive, Logik etc. stehen nicht im Mittelpunkt oder werden auch mal ignoriert.

 
Fazit
Kurzweilige und überdurchschnittlich gut produzierte Slasher Geschichte. Empfehlenswert für Freunde des Genres.

In Kanada und den USA ist zwischenzeitlich eine zweite Staffel (eine neue, in sich abgeschlossene Miniserie) ausgestrahlt worden, die sicher bald auch auf Netflix erscheinen wird.

Angesichts der doch recht spezifischen Genreausrichtung mit verhältnismäßig kleiner Zielgruppe rechne ich nicht mit sehr vielen weiteren Staffeln. Aber, wer weiß?

 

HAMBURG, im Juli 2018

 

 

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