Vorab: Es ist schon nicht mehr kurz nach zwölf. Der griechische Staat befindet sich im „Default“, im Zahlungsausfall. Ein Uniqum für Europa. Dennoch ist nicht alles verloren, wenn nur … ja wenn denn nur sich alle Beteiligten zusammenrissen. Und sich nicht nur an Wahlergebnissen und Stammtischen orientierten. Was ich weiter unten sage, ist zweifellos die Spitze eines Eisberges. Es wirft weitere Fragen auf, mehr oder weniger wichtige zu erörternde Details etc pp. Es orientiert sich an den Grundsachverhalten der Ökonomie, so wie ich sie gelernt habe.
- Alle Regierungen sollten – salopp gesagt – vergessen, was sie ihren jeweiligen Souveränen seinerzeit versprochen haben, um Wahlen zu gewinnen. Es kann davon ausgegangen werden, daß alle beteiligten Regierungen in der Vergangenheit ihren Wählern Versprechungen gemacht haben, die nicht einhaltbar waren und sind (Fehleinschätzungen, Wählertäuschung etc).
Warum: Fehler in der Vergangenheit dürfen unserem heutigen Verhalten nicht im Wege stehen. „We are where we are“, sagt man in Großbritannien. Wir stehen, wo wir stehen.
- Zeitlich begrenztes Moratorium der Bedienung aller griechischen Schulden, die von öffentlichen Kreditgebern im Ausland (EU, IWF) vergeben wurden. Sollte der IWF sich hierauf nicht einlassen (können), wird er von der EU abgelöst (d.h. EU übernimmt die Schulden des IWF).
Warum: Die Kreditgeber dürfen sich der Erkenntnis nicht (länger) verschließen, dass das bisher vergebene Kreditvolumen an Griechenland b.a.w. nicht wieder einholbar ist. Das Geld ist weg.
Dieses Moratorium bezieht sich auf „Altschulden“ nicht-privater Kreditgeber. Die Laufzeit muß sich an der zu erwartenden Langfristigkeit der Auswirkung makroökonomischer Wirtschaftspolitik orientieren. Das heisst wir sprechen über fünf bis zehn Jahre. Etwaige private Gläubiger (z.B. im Zuge von Exportfinanzierungen) müssen gesondert behandelt werden.
- Bereitstellung eines Investitionskredites in der Höhe von „X“, der in absehbarer Zeit dazu führen wird, dass die makroökonimischen Faktoren zur Generierung von Volkseinkommen (also ein nachhaltiges Wachstum des Bruttoinlandsprodukts) der griechische Volkswirtschaft entsprechend reagieren: Investition, Produktion & Distribution, Steueraufkommen.
Die Höhe, Allokation und Auszahlung der neuen Mittel wird durch ein Projekt Team der EU (als größtem Gläubiger ggf. unter Mitwirkung durch den IWF) ermittelt und vorgenommen. Vor diesem Hintergrund werden für die Dauer des Moratoriums diese finanzpolitischen Entscheidungen nicht von der griechischen Regierung getroffen werden können.
Warum: Es muß sichergestellt werden, daß die neuen Mittel realwirtschaftlich und projektorientiert investiert werden und nicht in den Sphären von Korruption und sogenannter Finanzintermediäre (Bankensektor) versickern.
- Die Einführung einer neuen flexiblen Währung hat den Vorteil, dass über günstige Wechselkurseffekte die makroökonomischen Prozesse durch vermehrte Auslandsinvestition und deutliche Verbesserung der Exports beschleunigt werden. Hingegen sind negative Aspekt wie die Unsicherheit über zukünftige Wechselkurse und soziale Auswirkungen zu berücksichtigen. Hier kann man eine bedingte Bindung der neuen Währung an den Euro (Schwankungsintervalle o.ä.) erwägen. Die Beschäftigung mit der geldpolitischen Feinmechanik ist aber zweitrangig vor dem Hintergrund der dramatischen finanziellen und makroökonomischen Ausgangssituation.
Allerdings muß die allokationsneutrale Bereitstellung einer ausreichenden Geldmenge (sei es EURO oder in einer neuen griechischen Währung) durch die Zentralbanken gewährleistet werden.