Das neue Ermittlerteam des Hessichen Rundfunks: Anna Janneke (gespielt von Margaritha Broich) und Paul Brix (Wolfram Koch) sind erfrischend normal. Wenn man mal von ein paar kleinen Macken absieht. Keine Sozio- oder sonst wie –pathen. Gut, er schläft gerne lange und sie steht manchmal auf der Leitung – aber sonst sind sie gut drauf. Selbst ihr Boss, Dezernatsleiter Riefenstahl (Roeland Wiesnekker) ist weder Karriereneurotiker noch Bürokratensack oder so, sondern einigermaßen OK.
Die Story: Familiendrama. Nicht gerade ein Meilenstein, aber nicht langweilig. Viele Verdächtige mit finalem Shootout. Drei Kugeln für den Täter. Klarer Fall erweiterter Notwehr.
Die Inszenierung ist sehr gut weil innovativ: Bei den Verhören entstehen Flashbacks, bei denen die Ermittler die Erinnerung der Befragten in Person miterleben. Sie werden Teil dieser Szenen aus der Vergangenheit. Und nehmen daher auch Anteil.
Auch einige der Nebenfiguren werden hierdurch sehr einfühlsam gezeichnet. Ein einsamer Paketzusteller öffnet Pakete aus Neugier an eben dieser Familie. Und kauft sich später die gleichen Produkte, um irgendwie an ihrem Leben teilzunehmen. Gut, da ahnt er noch nichts über die Tragödie, die gerade auf sie zukommt.
Regisseur Michael Proehl und Autor Florian Schwarz haben zuletzt mit „Im Schmerz geboren“ (und Ulrich Tukur in der Hauptrolle) eine Art Tatort-Goes-Leone-and-Tarantino Hommage geboten. Daran kommt „Kälter als der Tod“ nicht heran. Kein Citizen Kane. Ist ja auch nur Tatort. Aber die Richtung stimmt.